Zu dieser Trinationalen Übersetzerkonferenz, die das Team von The Alexandria Library wieder vorbildlich organisiert hatte, versammelten sich vor allem die technikaffinen Vertreter unserer Zunft.
Workshops
Am Vortag der Konferenz konnte man sich intensiv mit allerlei produktivitätssteigernden Tools befassen oder mit Marek Pavelec in die Tiefen der „Regex“-Welt abtauchen. Diese „Regular Expressions“ sehen zwar ehrfurchteinflößend aus, aber wenn man sich in diese Sprache eingelesen hat, kann man sich zeitsparende automatische Ersetzungen für sein CAT-Tool selbst erstellen. Alternativ bot John Di Rico das erste Training für WordFast Pro 4 in Europa an.
Suchen und Finden
Wer sich nicht nur auf die Suchfunktion von Windows verlassen oder einen großen Textcorpus nutzen will, ohne seinen Rechner übermäßig zu verlangsamen, sollte sich dtSearch genauer ansehen. Dieses Suchprogramm stellte „CATguru“ Dominique Pivard vor, dessen Videokanal auf YouTube vielen Übersetzern Aha-Effekte beschert.
Eine andere Art der Suche behandelten Michael Farrel und Eric Le Carre. Während Michael sein vielgepriesenes IntelliWebSearch-Suchtool präsentierte, mit dem man aus jeder Anwendung heraus das Web mit seinen zahlreichen Online-Wörterbüchern etc. durchsuchen kann, referierte Eric über ein kostenloses Pendant eines deutschen Entwicklers: Es heißt Multifultor und wird sowohl im Web als auch auf dem lokalen Rechner fündig.
Tools und mehr
In den parallel ablaufenden Sessions rechnete Renate Dockhorn vor, wie rasch sich TM-Systeme amortisieren, und Gabriel Lang referierte auf Französisch über Terminologiearbeit mit MemoQ. Spracherkennung, QA-Funktionen und kleinere Tools, Makros und „Utilities“, die Routinearbeiten beschleunigen, wurden ausgiebig behandelt (Vorträge u. a. Tiago Neto, Sameh Ragab, Alessandra Martelli). Für die Nutzer von X-Bench, Omega-T, MemoQ und SDL gaben Branchenprofis einige zeitsparende und nervenschonende Tipps.
MT – Kollegin oder Gegnerin?
Das Thema Machine Translation zog sich als roter Faden durch viele Vorträge, mit Fragen wie: Wie können wir als Übersetzer unseren Wortumsatz steigern? Und damit einen größeren Teil des Kuchens an Content abbekommen, der lokalisiert werden will? Hat sich die MT, die vor kurzem noch ein synchrones Naserümpfen bei den Kollegen auslöste, inzwischen doch zu einem Tool entwickelt, das wir nicht mehr ignorieren können, wenn wir unser Feld nicht Giggle Translate u. ä. überlassen wollen? Ralf Lemster zeigte eindrucksvoll, wie sein Team einen mit eigenen Texten trainierten MT-Engine nutzt, um Satzfragmenten für die AutoSuggest-Funktion seines CAT-Tools zu generieren. Seine Einschätzung: „MT ersetzt nur Übersetzer, die übersetzen wie eine Maschine“.
Auch andere Referenten gingen darauf ein, wie man selbst einen MT-Engine trainieren und pflegen kann. Heiß diskutieren wir in den Pausen unter anderem darüber, wie zuverlässig der Schutz der (kunden-)eigenen Daten ist, wenn man MT über die Cloud nutzt. Eine Kollegin, die bei der europäischen Kommission arbeitet, warb in diesem Zusammenhang für das EU-finanzierte und deshalb kostenlose Programm Moses.
Fazit:
Ein berstend volles Füllhorn an Tools, Tipps und Tricks für unsere Arbeit, neue und aufgefrischte Kontakte, schöne Gesprächen in den Pausen und beim Networking-Dinner. Und eine Menge an Themen, die nachverfolgt werden wollen! Ach ja, noch etwas: Besonders wohltuend empfand ich die Aufforderung einer Referentin, neben den diversen QA-Tests eine besonders wertvolle Bewertungsinstanz zu nutzen: Unseren gesunden Menschenverstand.
Links:
- Arbeitshilfen für den Übersetzeralltag
- Zum Nachlesen: Twitter: #Trikonf15