MemoQfest 2016 – Mission „DeNERDify“

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MemoQfest 2016

Wer noch nie auf einem Memo­Q­fest war, hat etwas ver­säumt, egal, wie­viel neu­es Wis­sen er mit­nimmt. Schon das legen­dä­re Gun­del-Restau­rant am Hel­den­platz wäre für Fein­schme­cker ein gutes Argu­ment, nach Buda­pest zu fah­ren. Oder das Flair und die Archi­tek­tur die­ser wun­der­schö­nen Stadt.

Kon­fe­renz­or­ga­ni­sa­tor Sán­dor Papp begrüßt die Teil­neh­mer

WIR sind hin­ge­gen as einem ande­ren Grund ins Gun­del gekom­men. Der Soft­ware-Anbie­ter Kil­gray bringt hier seit Jah­ren die unter­schied­lichs­ten Anwen­der zusam­men: Da sind die Frei­be­ruf­ler ­ – zuge­ge­ben, in der Min­der­heit ­ – die Agen­tu­ren, aber auch eini­ge Ver­tre­ter von Unter­neh­men. Eigent­lich scha­de, dass sich so weni­ge Über­set­zer dafür inter­es­sie­ren, ihr wich­tigs­tes Werk­zeug bes­ser ken­nen­zu­ler­nen. In 20 Jah­ren mit SDL/​Trados und inzwi­schen 5 Jah­ren MemoQ habe ich mir ein recht ordent­li­ches Wis­sen zuge­legt. Und doch lohnt es sich, am Ball zu blei­ben, weil sich mit den vie­len neu­en Fines­sen des Tools das Räd­chen der Pro­duk­ti­vi­tät immer noch eine Spur wei­ter­dre­hen lässt.

Was bisher geschah

Im Rück­blick berich­te­te Ist­ván Len­gyel über eine Umfir­mie­rung von Kil­gray in eine Art AG. Ob und wie sich das auf die Anwen­der aus­wirkt? Kil­gray hat eini­ge neue Mit­ar­bei­ter, baut sein Büro­ge­bäu­de wei­ter aus und hat einen Finanz­vor­stand ein­ge­stellt ­– der Laden brummt. Das ist die posi­ti­ve Sei­te. Auf der Ver­triebs­sei­te hat Kil­gray jetzt eine Auf­tei­lung nach Ein­zel­über­set­zern und Fir­men­kun­den vor­ge­nom­men. Ich hof­fe nur, dass das nicht in einer Zwei-Klas­sen-Gesell­schaft mün­det wie damals bei SDL. Als ich näm­lich frü­her die Translator’s Work­bench par­al­lel als Fir­men­kun­din und Frei­be­ruf­le­rin genutzt hat­te, war das Ent­ge­gen­kom­men von SDL je nach mei­ner Rol­le sehr unter­schied­lich. Bit­te nicht nach­ma­chen, Kil­gray! (Klei­ner Nach­trag: Ist­ván Len­gyel hat per Twit­ter ver­spro­chen, dass das bei Kil­gray nicht pas­sie­ren wird).

Bei Kil­gray wur­de nicht nur an der Fir­men­zen­tra­le und der Struk­tur gear­bei­tet, son­dern im letz­ten Jahr besei­tig­ten die IT-Pro­fis zudem zahl­rei­che MemoQ-Bugs, die den Anwen­dern zu schaf­fen gemacht hat­ten. Die bis­wei­len etwas trä­ge Recht­schreib­prü­fung läuft schnel­ler, der Sup­port steht nun rund um die Uhr zur Ver­fü­gung. Auf die­se Mit­tei­lung folg­te spon­ta­ner Applaus.

Gute Nach­rich­ten für MemoQ-Nut­zer, die mit SDL-Nut­zern Teams bil­den wol­len, denn es gibt ab sofort ein Plug-In, mit dem MemoQ-TMs in SDL Stu­dio ein­ge­bun­den wer­den kön­nen. Noch ziert sich SDL mit dem offi­zi­el­len „Segen“ und will sei­ne Nut­zer durch eine Warn­mel­dung vor der Instal­la­ti­on abschre­cken. Da hilft nur eins, lie­be SDL-Anwen­der: Beschwe­ren Sie sich bei SDL dar­über, bei­spiels­wei­se per Tweet an @sdl oder per E‑Mail.

Neue Funktionen ab Herbst

Gábor Ugray stellte die Funktionen des neuen Builds vor.

Kei­ne neue Ver­si­on, aber ein neu­er Build ab Herbst

Im Herbst ver­öf­fent­licht Kil­gray einen neu­en MemoQ-Build mit eini­gen neu­en Funk­tio­nen, die ins­be­son­de­re die QA-Funk­ti­on betref­fen. Unter ande­rem wird der QA-Bericht über­ar­bei­tet, und es gibt eini­ge QA-Checks auf Regex-Basis.

Vie­le Anwen­der wer­den sich freu­en, weil man ab dem neu­en Build meh­re­re Pro­jek­te par­al­lel öff­nen kann. Neu sein wird ein Fil­ter für mehr­spra­chi­ge Excel-Datei­en die Mög­lich­keit, Ver­si­ons­ver­glei­che nach Word zu expor­tie­ren und die Suche-Erset­ze-Funk­ti­on auch für Regex zu nut­zen. Game-Über­set­zer pro­fi­tie­ren von der Pixel-basier­ten Län­gen­über­prü­fung, alle Nut­zer davon, dass Matches, für die bes­se­re Ergeb­nis­se vor­han­den sind, optisch her­vor­ge­ho­ben wer­den.

Auf jeden Fall lohnt es sich, im Herbst eines der kos­ten­lo­sen Web­i­na­re zu nut­zen, um die neu­en Funk­tio­nen zumin­dest ein­mal gese­hen zu haben. Wenn man sie dann irgend­wann braucht, hat man sie im Hin­ter­kopf.

DeNERDify MemoQ

Die MemoQ-Ent­wick­ler sind in sich gegan­gen und haben beschlos­sen, die in MemoQ ver­wen­de­te Spra­che noch anwen­der­freund­li­cher zu machen, also zu „entnerden“. So wer­den bei­spiels­wei­se Befeh­le, die bis­her nur Soft­ware­pro­fis auf den ers­ten Blick ver­stan­den, schnel­ler nach­voll­zieh­bar.

Language Terminal

Vor der Kunsthalle traf man sich für die Netzwerkaktivitäten

Treff­punkt am Hel­den­platz

Kil­gray inves­tier­te im ver­gan­ge­nen Jahr viel Ener­gie, um das Lan­guage Ter­mi­nal von der Beta­pha­se zu einer ernst­zu­neh­men­den Platt­form wei­ter­zu­ent­wi­ckeln. Wer nun ist die Ziel­grup­pe des Lan­guage Ter­mi­nals? Lei­der ken­nen viel zu weni­ge Kol­le­gin­nen und Kol­le­gen die­ses Ange­bot.

Egal, ob MemoQ-Nut­zer oder nicht ­ jeder Ein­zel­über­set­zer kann dort ein Pro­fil anle­gen und eine gan­ze Rei­he kos­ten­lo­ser Dienst­leis­tun­gen nut­zen. Des­halb hier ein nicht ganz so klei­ner Exkurs:

Pro­fil: Kei­ne her­aus­ra­gen­de Funk­ti­on, aber für Frei­be­ruf­ler ein wei­te­res Schau­fens­ter, um sich mit sei­nen Fach­ge­bie­ten und Sprach­kom­bi­na­tio­nen gegen­über den Kol­le­gen und poten­zi­el­len Kun­den dar­zu­stel­len. Dabei bestimmt jeder regis­trier­te Nut­zer selbst, wer die­ses Pro­fil und die ein­zel­nen Infor­ma­tio­nen sehen darf.

Nach­trag 9/​16: Die­ses „Trans­la­tor Direc­to­ry“ wur­de vor­über­ge­hend deak­ti­viert (Info Kil­gray).

Pro­jekt­ma­nage­ment: Kol­le­gen, die ihre Auf­trä­ge nicht mehr mit Excel-Lis­ten ver­wal­ten wol­len, soll­ten sich die­se Funk­tio­nen anse­hen. Man kann Kun­den und Preis­lis­ten anle­gen, Tex­te ana­ly­sie­ren und Kos­ten­vor­anschlä­ge erstel­len und ver­sen­den. Und zuletzt auch die Rech­nun­gen erstel­len und ver­sen­den. Auch ein gewis­ses Maß an Report­ing ist mög­lich. Wer kei­ne Beden­ken hat, sei­ne Daten in der Cloud vor­zu­hal­ten, bekommt hier ein inter­es­san­tes Paket zum Null­ta­rif. Ich wür­de mir in die­sem Fall wün­schen, mei­ne eige­ne Brief­vor­la­ge ein­bin­den und die Daten in ein Excel-For­mat expor­tie­ren zu kön­nen. MemoQ-Nut­zer kön­nen übri­gens ihre Tex­te ganz prak­tisch direkt aus MemoQ her­aus ana­ly­sie­ren las­sen.

Das Memo­Q­Fest hat sich auch in die­sem Jahr gelohnt.

Umwan­deln von Inde­sign in xliff und zurück: Eine sehr prak­ti­sche Sache ist das: Die indd-Datei­en kön­nen in das Lan­guage Ter­mi­nal hoch­ge­la­den und in xliff umge­wan­delt wer­den. Nach dem Über­set­zen las­sen sie sich wie­der ins Inde­sign-For­mat zurück­kon­ver­tie­ren. So sieht man den Ziel­text im end­gül­ti­gen For­mat. Der Kun­de oder des­sen Gra­fik­ab­tei­lung kann sich also ein manu­el­les Kopie­ren und Ein­set­zen der Über­set­zung erspa­ren und muss nur rela­tiv klei­ne Anpas­sun­gen vor­neh­men, die durch die Ände­rung der Text­län­ge erfor­der­lich wer­den.

Aus­tau­schen von TMs und TB: Jetzt wird es rich­tig span­nend: Jeder LT-Nut­zer kann eine begrenz­te Zahl von TMs und Term­da­ten­ban­ken in sei­nem Pro­fil anle­gen und Per­so­nen dazu ein­la­den – zwei Per­so­nen mit Lese­zu­griff, eine Per­son mit Schreib­zu­griff. Wer mit MemoQ arbei­tet, kann dann dort das Lan­guage Ter­mi­nal aus­wäh­len (wie einen Ser­ver) und das frei­ge­ge­be­ne TM oder TB für sei­ne Arbeit nut­zen. Unse­re ers­ten Ver­su­che damit haben lei­der noch nicht recht funk­tio­niert und beschäf­ti­gen gera­de den Kil­gray-Sup­port.

Nach­trag 9/​16: Der Aus­tausch der TMs hat inzwi­schen gut geklappt, für klei­ne­re Pro­jek­te und Teams lohnt es sich, das anzu­se­hen.

Back­up: MemoQ-Pro­jek­te kann man mit die­ser Funk­ti­on bequem in der Cloud sichern und wie­der her­un­ter­la­den, etwa, wenn man mit einem ande­ren PC wei­ter­ar­bei­ten will.

Platt­form zum Aus­tau­schen von Res­sour­cen: Wer sein Wis­sen ger­ne mit ande­ren teilt, kann sei­ne MemoQ-Res­sour­cen (bei­spiels­wei­se Auto­Cor­rect) hier anbie­ten oder die von Kol­le­gen her­un­ter­la­den.

Voneinander lernen

"The customer of our dreams" sagte jemand aus dem Publikum.

O. Pysa­ry­uk von Achie­vers stell­te sein mehr­spra­chi­ges Über­set­zungs­pro­jekt vor: Es lief über eine Agen­tur, doch der Kun­de kann­te und schul­te die Über­set­zer. Es geht also doch!

Was mir beim dies­jäh­ri­gen Memo­Q­fest beson­ders gut gefiel, war, dass eini­ge Pro­gramm­punk­te gezielt Raum für das „Von­ein­an­der ler­nen“ lie­ßen. Einer­seits waren da Vor­trä­ge über Fall­stu­di­en oder die unkon­ven­tio­nel­le Anwen­dung vom MemoQ „Work­arounds“, mit denen MemoQ-Funk­tio­nen krea­tiv zur Pro­blem­lö­sung genutzt wer­den kann, ander­seits auch the­men­spe­zi­fi­sche Grup­pen­dis­kus­sio­nen.

Und wäh­rend des wie immer genia­len Rah­men­pro­gramms – dies­mal bei­spiels­wei­se ein „unga­ri­scher Hei­mat­abend“ mit Reit­show, Musik und Buf­fet – boten sich stän­dig Mög­lich­kei­ten, über den Tel­ler­rand hin­aus­zu­bli­cken, sich auch mit Ver­tre­tern von Agen­tu­ren und Unter­neh­men aus­zu­tau­schen. Ganz wie der Refe­rent des Unter­neh­mens­struk­tur-Ana­lys­ten Bond­wea­ver, mein­te: Wir nei­gen dazu, uns mit Gleich­ge­sinn­ten zu umge­ben. Aber je mehr Facet­ten unser Netz­werk gewinnt, des­to krea­ti­ver wer­den wir.

Werkzeug geölt

Die Rei­se nach Ungarn hat sich gelohnt, denn das Werk­zeug ist wie­der geölt, ich habe neue Kon­tak­te geknüpft und fri­sche Impul­se mit nach Hau­se genom­men. Passt.

P. S. Inter­es­sier­te kön­nen eini­ge der Vor­trä­ge auf der Memo­Q­fest-Web­site von Kil­gray nach­le­sen und die Prä­sen­ta­tio­nen anse­hen.