BDÜ Bayern – hier bewegt sich etwas!

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BDÜ Bayern

„Ich fühl mich wohl in diesem Verband.“ Das war mein Resümee nach der Jahresmitgliederversammlung, die der bayerische Landesverband des BDÜ (Bundesverband der Übersetzer und Dolmetscher) am Samstag, den 9.4., abgehalten hatte.

Die knappe Tagesordnung erweckte zunächst den Eindruck, dass bis Mittag alle Punkte abgearbeitet sein sollten. Doch weit gefehlt! Die knapp 80 Anwesenden diskutierten engagiert und zeigten, dass ihnen der BDÜ wichtig ist und sie sich für die Arbeit des Vorstands interessieren.

Bei manchen Vereinen läuft das so: Rechenschaftsbericht verschlafen, Haushalt durchwinken, Vorstand entlasten, Brotzeit. Nicht aber beim BDÜ Bayern, da wurde emotional diskutiert, unter anderem über…

Das Recht auf professionelle Dolmetscher(innen) bei polizeilichen Vernehmungen

Die Sprachprofis des BDÜ besprachen, welche Wege der Verband noch beschreiten kann, um Polizei, Richter und Anwaltschaft davon zu überzeugen, dass qualifizierte Dolmetscher kein Luxus sind, sondern bei jeder Vernehmung ein Anrecht auf sie bestehen sollte. Die BDÜ-Dolmetscherinnen und Dolmetscher haben einen schweren Stand, weil die Polizei oft auf Rahmenverträgen mit Stundensätzen besteht, die vielleicht ein nettes Zubrot für einen Farsi-sprechenden Teppichhändler* sind, aber nicht ausreichen, um davon leben zu können.

Mich wundert ehrlich, dass noch niemand ein Gerichtsurteil angefochten hat, weil die Vernehmungsprotokolle auf unprofessionelle Weise zustande kamen! Übrigens bin ich überzeugt, dass Lobbyarbeit nicht nur auf höherer Ebene funktioniert. Jeder Übersetzer oder ­­Dolmetscher des BDÜ kann durch Gespräche im persönlichen Umfeld dazu beitragen, dass wir in der Öffentlichkeit als höchst professionell wahrgenommen werden, und aufklären, weshalb wir „unseren Preis wert“ sind: Weil wir objektiver sind und bessere Qualität bieten als Laien.

Höheres Budget für Sonderveranstaltung

Aber zurück zur JMV: Die Kolleginnen und Kollegen wurden sich rasch darüber einig, dass das Budget für die Wanderausstellung „Dolmetscher und Übersetzer beim Nürnberger Prozess 1945/46“ für dieses Jahr deutlich höher angesetzt werden sollte als ursprünglich geplant. Anlässlich des 60. Jahrestags des Prozessbeginns haben wir so die Möglichkeit, zu einer Sonderveranstaltung im historischen Sitzungssaal in Nürnberg einen betagten russischen Zeitzeugen einzuladen. Für bessere Öffentlichkeitswirkung regten die bayerischen BDÜ-Mitglieder an, diese Veranstaltung für eine Web-Veröffentlichung auf Video aufnehmen zu lassen. Möglicherweise kann auch beim Fernsehen Interesse geweckt werden (Arte? Aspekte?)?

Einheitliches BDÜ-Logo statt Durcheinander

Für Erstaunen bei der BDÜ-Bayern-Vorsitzenden Martina Hesse-Hujber („Das hätte ich von den Bayern nicht erwartet!“) sorgte die einhellige Meinung der Anwesenden, dass „die Bayern“ ihrem Eigenbrötler-Ruf zum Trotz dafür stimmten, das BDÜ-Logo bundesweit zu vereinheitlichen und auf die Bayern-Rauten zu verzichten. Den Wiedererkennungswert einer einheitlichen Marke fanden die Teilnehmer der Jahresmitgliederversammlung wichtiger. Nun wird sich zeigen, wie die anderen Landesverbände auf diese Vorlage reagieren!

Nach einer etwas hitzigen, aber produktiven Diskussion über Text und Bilder für die neuen BDÜ-Plakate kam die Versammlung zum Ende.

Weiterdiskutieren!

Ich wünsche mir, dass die Diskussionen so lebendig weitergehen. Das ist ganz einfach, wenn sich noch mehr Kolleginnen und Kollegen im BDÜ-internen Internetforum einbringen.


*Eben ein solcher hatte mich unlängst kontaktiert – in Zeiten der Flüchtlingskrise und des Mangels an Alternativen haben auch Laiendolmetscher ihre Berechtigung. Umso wichtiger, dass der BDÜ jetzt einen Vorstoß unternimmt, um diese an die Hand zu nehmen und ihnen durch Workshops Wege zur Professionalität zu weisen.